Im zweiten Teil der Serie „Vom Loser zum Verführungskünstler“ lernen wir von den Gurus der weltweiten Verführungskünstler, wie man schöne Frauen an jedem Ort ansprechen kann, ohne Körbe zu kassieren. Beim größten Aufreißer der Welt lernte Oliver Kuhn die besten Verführungstechniken. Jetzt hat er sie ausprobiert
100 Frauen in drei Tagen
Wer zum Teufel war noch mal Sonja? Die brünette Bankerin mit den langen Wimpern? Die blonde Anwaltsgehilfin? Oder das ungarische Au-pair-Mädchen mit der versauten Ausstrahlung? Ich habe all die Zettel mit den Telefonnummern etwas zu achtlos in meine Tasche geworfen.
Es ist der erste Monat nach meiner Grundausbildung bei Mystery, dem besten Verführungskünstler der Welt. Er hat mir die Techniken und Strategien beigebracht, mit denen man garantiert jede Frau ins Bett bekommt. „Du musst hundert Frauen pro Woche ansprechen“, hatte mein Guru mir mit auf den Weg gegeben. Nur so könne ich ein Frauen-Flüsterer von Weltrang werden. In Ordnung, sagte ich. Drei Tage lang werde ich jetzt jede gut aussehende Frau ansprechen, die mir über den Weg läuft.
Ich habe unzählige Anmach-, Motivations- und Sexbücher gelesen und sämtliche Aufreiß-Gurus weltweit studiert. Ich kenne alle Flirtsprüche, die gesamte Klaviatur der Betörung. Ich kenne die Stimme, die Frauen verrückt macht, verborgene Pfade der Frauenpsyche und magische Worte, die erotische Energien freisetzen. Ich bin ein verdammter Sexgott. Aber leider nur in der Theorie.
In der Realität sitze ich auf einer Bank in einer Münchner U-Bahn-Station und trage einen rosafarbenen Schal mit türkisen Bommeln. Ich sehe aus wie ein Schwuler, der sich einen Duschvorhang umgehängt hat. „Du musst auffallen um jeden Preis“, hatte mir Mystery geraten. Selbst Rentner und Hausfrauen sehen mich mitleidig an.
Der erste Tag meines Experiments. Funktionieren die Tricks der amerikanischen Flirt-gurus tatsächlich? Wie viele Frauen werden mir ihre Telefonnummer geben? Ich würde lieber nackt durch ein Minenfeld in Bagdad laufen, als Frauen im Neonlicht des Münchner Untergrunds anzubaggern. Ich versuche den Ratschlag eines Flirtgurus zu verinnerlichen: „Ein Anmachversuch ist, wie wenn man bei Karate ein Brett durchschlägt. Wenn man sich um seine Hand sorgt, wird man sich die Finger brechen. Der Trick ist, dass man einen Punkt hinter dem Brett fokussiert.“
Ich wähne mich schon in ihrem Bett, als ich eine adrette Blondine anspreche: „Meine Schwester hat gesagt, dass ich mit dem Schal aussehe wie ein Schwuler, der sich einen Duschvorhang umgehängt hat. Findest du das auch?“ Sie lacht und sagt: „Stimmt. Grässliches Ding.“ Ich erzähle ihr, dass mir meine Großmutter den Schal geschenkt hat und ich ihn ihr zu Ehren trage. Dann kommt die Falle: „Als ich mit meiner Schwester Kaffee trinken war, wollte sie sich nicht mal mit mir an den Tisch setzen, wenn ich den Schal trage. Würdest du auch darauf bestehen, dass ich ihn abnehme, wenn wir Kaffee trinken gehen?“ Sie: „Mir wäre das egal.“ Ich: „Toll, dann trage ich ihn. Gib mir deine Telefonnummer, ich ruf dich an, dann gehen wir Kaffee trinken.“ Sie: „Meinst du wirklich? Na gut.“ Treffer. Versenkt.
Ich spreche 19 Frauen mit den gleichen Worten der Rosa-Schal-Masche an. Neun geben mir ihre Nummer. Eine gute Quote.
Erstes Fazit: Der Schal-Trick funktioniert tatsächlich. Es ist letztlich egal, ob die Mädels meinen Schal mögen oder nicht. Mein auffälliges Kleidungsstück senkt die Anmachschwelle. Um weniger gehemmt zu sein, habe ich jedes Wort auswendig gelernt und bei meinen Arbeitskolleginnen trainiert. Wer auf der Straße ganz spontan erscheinen will, muss ein Naturtalent sein oder trainieren.
Zweiter Tag. Heute versuche ichdirekte Anmachen, bei denen ich meine Absichten nicht verhehle. Total erfolglos, aber lustig: „Wenn ich dich nach Sex fragen würde, würdest du mir dann dieselbe Antwort geben wie auf diese Frage?“ Eine junge Blondine hat geantwortet: „Ja, klar.“ Aber sie hat den Witz der Frage offensichtlich nicht verstanden. Fünf Versuche, null Telefonnummern. Am erfolgreichsten bin ich noch mit dem simplen Spruch: „Du gefällst mir. Ich würde dich gern näher kennen lernen.“ 16 Versuche, sechs Telefonnummern.
Bei der indirekten Ansprache komme ich durch die Hintertür und muss mich erst später als potenzieller Liebhaber qualifizieren. Die direkte Anmache basiert auf der Annahme, dass ich genauso anziehend bin wie das Mädchen. Wichtige Erkenntnis: Mein Verhalten und meine Körpersprache müssen immer klar machen, dass ich mich als genauso attraktiv einschätze wie sie.
Nur bei extrem schönen Frauen verspüre ich noch Hemmungen. Ich ringe um meine „Ich bin dein Hauptpreis“-Ausstrahlung. Die Flirtgurus empfehlen zur Steigerung des Selbstwertgefühls „abwertende Komplimente“ gegenüber Frauen. Zu einer traumhaften Paris-Hilton-Doppelgängerin sage ich: „Es gibt etwas an dir, das mir gefällt. Aber ich weiß nicht, was. Vielleicht deine positive Ausstrahlung.“ Sie ist wunderbar verunsichert und antwortet: „Das war ein nettes Kompliment.“ Wir verabreden uns für den Abend in einem Café.
Eine kurzhaarige Schönheit frage ich: „Was unterscheidet dich von all den anderen schönen Frauen dieser Welt?“ Sie antwortet: „Das musst du schon selbst herausfinden.“ „Gern“, sage ich, „gib mir deine Telefonnummer.“ Ich habe allerhand Varianten ausprobiert, wie ich am erfolgreichsten nach der Telefonnummer einer Frau frage. Das Beste ist, nicht zu fragen, sondern gleich zu fordern: „Gib mir bitte deine Nummer, ich ruf dich an.“
Ich bin zunehmend mit einem Problem konfrontiert, mit dem ich nicht gerechnet habe: Ich finde keine gut aussehenden Frauen. Wenn man in aller Ruhe nach anmutigen Damen sucht, sind sie plötzlich verschwunden. Ich streife wie ein hungriger Löwe durch grazienarme U-Bahn-Stationen und entfraute Abteile. Ist Schönheit nur eine Illusion der Eile?
Die richtige Uhrzeit zum Flirten ist schwer zu finden. Morgens sind die Mädchen müde, manche nahe der Bewusstlosigkeit. Mittags sind sie in Eile, um rechtzeitig zurück zur Arbeit zu kommen. Nachmittags trifft man nur auf Arbeitslose, Au-pair-Mädchen und spröde Studentinnen. Der frühe Abend ist die beste Flirtzeit.
Ich habe noch immer Herzklopfen und feuchte Hände – auch jetzt, als ich die sechzigste Frau anspreche. Unser Nervensystem versucht uns vor peinlichen Situationen zu schützen. Flirt-Altmeister Ross Jeffries empfiehlt eine Abhärtungstherapie. Er ging tagelang in McDonald’s-Filialen und verlangte nach Pizza oder Sushi. Jeffries nennt das Desensibilisierung von Peinlichkeit. Wir wurden von unseren Lehrern, Eltern und Freunden dazu konditioniert, nicht gegen soziale Erwünschtheit zu verstoßen. Es ist sehr mühsam, diese Hemmungen ab-zuschleifen.
Ich experimentiere mit einer Anmache von Jeffries, die leicht ins Peinliche kippen kann. Ich sage im Vorbeigehen: „Ich möchte mich bei dir bedanken.“ Sie: „Warum?“ Ich: „Kennst du das Gefühl, wenn du morgens aufstehst, es ist kalt, und du fühlst dich verloren. Aber dann stößt du auf jemanden, der so ein bezauberndes Lächeln hat, dass du dich geborgen fühlst. Ich möchte mich bei dir bedanken, dass du meinen Tag gerettet hast.“
Die Anmache geht zweimal total in die Hose: Eine junge Blondine sagt „Bitte“ und geht weiter, eine Brünette schüttelt den Kopf und sagt: „Nein danke.“ Die Masche ist sehr riskant. Entweder sie versagt total, oder sie trifft mitten ins Herz (meistens bei Esoterikerinnen): „Du bist so romantisch“, seufzt ein junges Hippie-Mädchen. Eine ältere Rothaarige fragt: „Darf ich dich auf einen Kaffee einladen?“ (Ich hab geantwortet: „Keine Zeit, ich muss heute noch zehn Frauen ansprechen.“)
Die „Danke“-Masche wirkt am besten, wenn man sehr arrogant auftritt. Zwölf Versuche, vier Telefonnummern.
Mir ist es zunehmend egal, welchen Spruch ich als Öffner verwende. Ich trainiere die Optimierung der nächsten Schritte. Ich versuche, Körpersprache und Stimme der Mädchen zu spiegeln, das gibt ihnen ein vertrautes Gefühl. Gehetzte Frauen sind zugänglicher, wenn man selbst sehr dynamisch wirkt. Die Verführungsprofis sagen: Man kann die Gedanken der Frauen nicht ändern, sondern nur ihre Laune.
Ich versuche, mich auf einer emotionalen Ebene mit ihnen zu verbinden. Das geht am besten mit gefühlsbetonten Fragen: „Was war das Schönste, das du in der letzten Zeit erlebt hast? Dein größter Traum? Was magst du an Männern?“ Fragen eben, die eigentlich kein Mann stellt. Wir dürfen nicht vergessen: Sex ist ein körperliches Bedürfnis für Männer und ein emotionales für Frauen.
In den Kaffeepausen versuche ich es mit einem Spiel. Ich male ein „Tic-Tac-Toe“-Spielfeld auf ein Blatt Papier und ein erstes Kreuz. Dann suche ich eine hübsche Frau und lasse es vom Kellner für einen Euro Trinkgeld an ihren Tisch bringen.
Die Mädchen fahnden sofort nach dem Absender. Manche schicken den Kellner zurück, andere kommen persönlich. In vier von sieben Fällen kommen wir ins Gespräch. „Du kannst nicht mehr gewinnen“, sagt eine süße Grundschullehrerin. Sie strahlt mich an, als ich beim zweiten Spiel keine Kreuze mehr male, sondern Herzen. Drei Telefonnummern.
Ich habe an drei Tagen hundert Frauen angesprochen, davon etwa die Hälfte nach ihrer Nummer gefragt und 22 Telefonnummern bekommen. Als Surfer würde ich es so beschreiben: Ich musste sehr lange planschen, bis ich endlich auf der Welle surfen konnte. Ich habe viel Wasser geschluckt. Es hilft mir zu wissen, dass auch die größte Welle nur aus Wasser besteht. Wenn man erst mal nass ist, dann ist es nicht mehr so schlimm. Flirten ist ein Kampf gegen sich selbst.
Bei Frau Nummer 88 wurde mir dann klar, dass ich bislang nur auf einer zarten Woge der Verführung geritten bin. Ich hockte in der U-Bahn, und plötzlich kam die Monsterwelle über mich. Die Mutter aller An-machen. Der Killer-Flirt. Eine Geste, der keine Frau widerstehen kann.
Ich saß einer umwerfenden Frau mit lockigem dunkelbraunem Haar gegenüber und versuchte die Schal-Masche. Sie hieß Emma und lächelte bezaubernd. Ich war noch mitten in meiner Geschichte, als die U-Bahn in der Station hielt, in der ich unbedingt aussteigen musste. Verzweifelte Situation. Was soll ich nur tun?
Ich bin aufgestanden, habe ihr beim Hinausgehen mein Handy in die Hand gedrückt und gesagt: „Ich ruf dich an.“
Das war’s. Die beste Anmache, die es gibt. Das Handy ist ein intimer Geheimnisträger mit all meinen Nummern, SMS-Nachrichten und Fotos. Viele Männer verbergen es vor ihrer Ehefrau. Ich gebe es einer Fremden. Was für ein Vertrauensbeweis.
Eine Stunde später rufe ich mein eigenes Handy an. „Du bist verrückt. Wie kannst du mir schon nach kurzer Zeit so vertrauen?“, fragt Emma ins Telefon. Ich wusste, dass sie sich unsterblich in mich verliebt hat.
Diese Masche könnte ich perfektionieren. Ich könnte ein günstiges Prepaid-Handy verwenden, auf dem ein paar SMS gespeichert sind: Die Ex-Freundin könnte sich etwa für die gemeinsame Zeit bedanken und schreiben, dass sie nie wieder so guten Sex hatte.
Als ich mich mit Emma getroffen habe, fielen mir die Worte des Verführungs-Vordenkers Elvis Preston ein. „Hütet euch vor Oxytocin“, bläut er seinen Schülern ein. „Das ist ein teuflisches Zeug, das in deinem Hirn ausgeschüttet wird und dafür sorgt, dass du eine Frau liebst. Nur eine einzige Frau.“ Das gilt natürlich nur für gewöhnliche Männer.
Im dritten Teil der Serie „Vom Loser zum Verführungskünstler“ hören Sie, wie man die Frauen beim Date mit magischen Tricks und Psychospielen ins Schlafzimmer zaubert.
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